Rösten
Die eigene Espressomaschine will natürlich auch mit selbstgeröstetem
Espresso gefüttert werden. Wie kann man also einfach zu Hause Kaffee rösten?
Rösten im Video (YouTube-Link)
Das Ausgangsmaterial: Rohbohnen
Was wir als "Kaffee-Bohne" bezeichnen, ist eigentlich der Samen der Kaffee-Kirsche, keine Bohne.
Rohkaffee ist hell und riecht nicht nach Kaffee, sondern ein wenig nach Heu oder frischem Gras.
Eine schöne Einstiegssorte zum Selbst-Rösten
ist Indian Monsooned Malabar, welcher dem Monsun-Klima ausgesetzt wurde und somit recht mild schmeckt.
Es gibt Reihenweise verschiedener Sorten, jedoch werden zum Trinken fast ausschließlich die
Kaffee-Arten Arabica und Robusta verwendet.
Die Lagerung erfolgt in 50KG-Säcken aus Jute.
Das Prinzip: Heißluft
Zum Rösten des Kaffees gibt es verschiedenste Möglichkeiten:
Das Erhitzen über Feuer, in der Pfanne, durch Heißluft oder
über der Gasflamme im Trommelröster.
Für den privaten Hobbyröster ist die Variante in der Pfanne
wohl am einfachsten, wesentlich gleichmäßiger geht es aber
mit Heißluft.
Umsetzung: Heißluftfritteuse
Dies ist eine von vielen verfügbaren Heißluftfritteusen.
Die Hitze entsteht durch eine 1400W Halogenlampe, welche zugleich
auch den Innenraum beleuchtet. Eine günstige, einfache Variante
des Röstens zu Hause. Viele Geräte bieten eine Trommel, in der beispielsweise Pommes
ohne Öl "frittiert" werden können.
Die Trommel kann in den "Röster" eingespannt werden und wird im Betrieb
langsam gedreht. Obwohl es keine Schaufeln in der Trommel gibt, werden die Bohnen
relativ gut durchmischt. Diese Trommel ist recht
groß bemessen, sie fasst vom Volumen her ca. 1kg roher Kaffeebohnen.
Da sich die Bohnen beim Rösten jedoch ausdehnen, liegt eine sinnvolle
Füllmenge bei etwa 400g.
Ergebnis
Idealerweise werden die Bohnen schonend geröstet. Erfolgt die Röstung (industriell) zu schnell,
so verbrennen die Bohnen und schmecken nach Asche. Zu langsam, und die Bohnen werden gebacken.
Die Temperatur steigt während des Röstens bis auf 230 Grad Celsius an. Die Bohnen geben
dann ein erstes, lautes Knacken ab (ähnlich wie Popcorn). Dies ist der früheste Moment, ab dem die
Röstung beendet werden kann. Später erfolgt ein zweiter, leiserer "Crack", nach welchem die Röstung
zu lange gedauert hat und die Bohnen verkohlt sind. Je stärker die Kaffeebohnen geröstet werden,
desto intensiver der Geschmack - eine schwache Röstung ergibt eher Filterkaffee, eine starke (dunkle)
Röstung entspricht italienischem Espresso.
Links ist das Ergebnis nach einer etwas sehr dunkel geratenen Röstung zu sehen.
Rechts eine angenehme, leichte Espresso-Röstung.
Von 400g Rohbohnen bleiben ca. 325g gerösteter Espresso, der Gewichtsunterschied
ergibt sich durch den Wasserverlust beim Rösten. Das Gerät schafft etwa 500g auf
einmal; der Röstgrad ist fein einstellbar - und am wichtigsten: Der Geschmack ist toll! :)
Weitere Gedanken / Update
Ich verwende zwar eine Heißluftfritteuse von Klarstein (Modell Vitair), grundsätzlich sollte aber
jedes Gerät funktionieren, welches ca. 230°C erreicht und das die Bohnen selbstständig durchmischt.
Da ein Korb und ein Motor für die Drehung bei meinem Modell schon vorhanden waren, musste ich nichts umbauen.
Allerdings könnten sich kleine Schaufeln im Korb als sinnvoll erweisen, damit die Bohnen besser durchmischt
werden. Andere Geräte funktionieren teilweise ohne bewegliche Teile; die Luft wird dann nur spiralförmig
über das Essen gepustet. Für Kaffe wäre das nicht geeignet, da die Bohnen doch kräftig durchmischt
werden müssen.
Die Fritteuse kann ohne Probleme 45 Minuten und länger betrieben werden, für Grillhähnchen o.ä.
wäre das auch nötig. Die Temperatur wird selbstständig überwacht, dennoch sollte man (wie immer beim Kochen)
das Ganze nicht unbeaufsichtigt lassen.
Es lassen sich ohne Probleme Chargen à 500g rösten, mehr habe ich noch nicht versucht. Kaffee ist nach 25-27
Minuten für 500g bei 230°C bei einem Start mit kalter Maschine fertig. Es ist sinnvoll, das Rösten nach draußen
zu verlegen (wegen Geruchs- und leichter Rauchentwicklung).
Die beliebten Heimröster funktionieren fast alle mit Gas, was weniger Komfortabel, aber günstiger als
Strom ist - allerdings ist das bei den Mengen relativ egal. Der Preis ist schon interessanter, denn eine Heissluftfritteuse
kostet knapp über hundert Euro, echte Heimröster gehen schnell ins Vierstellige - das war mir zum Ausprobieren
schlicht zu teuer. Ob Fritteuse oder richtiger Röster, die Mengen sind sogar vergleichbar.
Meine Ergebnisse mit der Fritteuse sind absolut reproduzierbar, sehr lecker und komfortabel zu wiederholen.
Temperatur und Zeit werden automatisch auf die eingestellten Werte geregelt. Ich habe bisher (Ende 2016) ca.
11kg durchgejagt und alles davon getrunken (und geniessen können). Für mich steht das Fazit, dass
die nächsten Jahre ein Upgrade auf einen großen Heimröster völlig unnötig ist. Darauf erstmal
ein Käffchen! :)